zum Inhalt springen

Interdependenzen sozialer Kategorisierungen


2. Internationale Tagung des Kompetenznetzes Lateinamerika Ethnizität, Citizenship und Belonging

stattgefunden vom 12. - 14.09.2011 an der Universität zu Köln


Inhaltliches Ziel der Tagung

Belonging, Citizenship und die Interdependenzen sozialer Kategorisierungen (nicht nur) in Lateinamerika – past and present

Ethnizität ist eine der Kategorien, durch die (nicht nur) in Lateinamerika Zugehörigkeit organisiert wird. Allerdings ist dies keineswegs die einzige Form, die im Alltag wirkt und mittels derer soziale Ausschlüsse und Ungleichheiten wissenschaftlich beschreibbar sind. Neben der Klassenlage sind hier unter anderem Differenzierungen nach Geschlecht, Religion, Alter, regionaler Herkunft (Stadt/Land), Rassenkonstruktion im engeren Sinne sowie nicht zuletzt rechtlicher Ausschluss in Form der Staatsangehörigkeit zu nennen. In der sozialen Realität lassen sich diese Kategorien allerdings nicht streng voneinander trennen. Dies lässt sich am Beispiel der Ethnizität leicht verdeutlichen, denn diese ist immer als interdependente Kategorisierung gedacht: die Zuordnung von Individuen zu ethnischen Gruppe wird u.a. durch deren räumliche oder geschlechtliche Verortung beeinflusst und kann sich u.a. im Zuge ihrer ökonomischen Aktivitäten wandeln. Ein weiteres Beispiel für interdependente Kategorisierungen ist die geschlechtliche Kodierung des formalen Rechtsstatus: von der Zugehörigkeit zum Kollektiv der Staatsangehörigen wurden Frauen durch Heirat mit einem Staatsfremden in mehreren Staaten ausgeschlossen, bis das männliche Staatsbürgersubjekt durch ein formal geschlechtsneutrales überlagert wurde.

Diese komplexe Verschränkung sozialer Kategorisierungen bezeichnen wir als Interdependenz: in keinem Fall liegt eine einfache kausale Abhängigkeit der einen von der anderen Kategorie vor, vielmehr sind diese sozialen Kategorisierungen Prozesse, die sich wechselseitig beeinflussen. Dabei hebt der Begriff „Kategorisierung“ den Prozesscharakter hervor: es handelt sich nicht um Wesensbeschreibungen, nicht um unverrückbare Identitäten, sondern diese Markierungen von Zugehörigkeit und Differenz entstehen in der Interaktion, müssen von den AkteurInnen gedeutet werden und sind wandelbar.


Ein Tagungsband ist 2013 erschienen: Célleri, Daniela; Schwarz, Tobias; Wittger, Bea (Hg.) (2013) "Interdependencies of Social Categorisations", Frankfurt a.M. (Iberoamericana/Vervuert).

Programm